Nein. Kinder in jedem Alter leiden unter der Trennung ihrer Eltern. Allerdings gibt es je nach Alter aus entwicklungspsychologischer Sicht unterschiedliche Formen, wie Kinder ihre Probleme und Konflikte verarbeiten.
Nach etwa 6 Monaten besteht bereits eine feste Bindung des Kindes an seine Eltern. Also merken es schon Säuglinge, wenn ihre Eltern sich trennen, und der Anblick des einen oder der anderen zunehmend weniger wird oder plötzlich ganz ausbleibt. Schon jetzt sollten Eltern ihrem Kind, am besten gemeinsam, mit einfachen und feinfühligen Worten sagen, dass sie sich getrennt haben, aber ihm zärtlich und mit Gesten versichern, dass sie ihr Kind genauso liebhaben wie vorher.
Alle jüngeren Kinder leiden unter großer Hilflosigkeit und unter Ohnmachtsgefühlen, wenn sie von der Trennung ihrer Eltern erfahren. Egal, wie sie es auch anstellen, der Entschluss ihrer Eltern, sich zu trennen, wird feststehen. Das empfinden sie lange, etwa bis zum zehnten Lebensjahr wie eine existenzielle Bedrohung und das macht ihnen große Zukunftsangst: „Wie wird mein Leben weitergehen, wenn die Mama oder der Papa nicht mehr ständig bei uns ist? Kommt er (oder sie) jemals wieder zurück? Was passiert, wenn die Mama oder der Papa) mich auch noch allein lässt?“
Ältere Kinder und Jugendliche empfinden solche Ängste auch, aber geben sie nur ungern zu. Oft rebellieren sie, wenn sie sich im Pubertätsalter mehr und mehr der Gruppe von Gleichaltrigen zuwenden, gegen den Entschluss ihrer Eltern, sich zu trennen und fühlen sich dennoch im Stich gelassen. Dann suchen sie anderweitig ihre Trauer und Verlassenheitsängste zu überspielen und machen mit Drogen, Schulschwänzen oder anders auf sich und ihren Kummer aufmerksam. Auch sie wollen weiterhin von beiden Eltern geliebt und unterstützt werden.
Dr. Claus Koch