Wie kann ich Vorbild für meine Kinder sein, Gefühle zu teilen, wenn ich das selber kaum kann?
Manche Erwachsene sind in Elternhäusern und Milieus aufgewachsen, in denen Emotionalität verpönt und tabuisiert war. Oder sie haben so viel Gewalt erfahren, an der starke Gefühlsausbrüche beteiligt waren, dass sie selbst emotional verstummt sind. Auch wer oft bei anderen Menschen als Kind oder Erwachsener ins Leere gegangen ist, findet oft kein Maß, Gefühle mitzuteilen. Die Folge ist, dass sie nun kein Maß haben für den Ausdruck ihrer Gefühle. Wenn sie sich vornehmen, mit ihren Kindern Gefühle zu teilen, dann haben sie oft große Sorgen, dass sie damit die Kinder überfordern und überschwemmen. Sie sind ungeübt.
Es gibt kein absolutes Maß, Gefühle zu äußern. Was maßvoll und angemessen ist, ist für jeden Menschen und für jede Begegnung unterschiedlich. Doch Sie selbst können lernen zu spüren, welcher Ausdruck von Gefühlen der Situation entspricht Ihnen, auch Ihrem Kind gegenüber. Wenn Sie da sehr unsicher sind, steht es an, zu üben, zu üben und zu üben. Wenn Sie dem emotionalen Ausdruck sehr entwöhnt sind, sollten Sie nicht mit den Kindern beginnen, es auszuprobieren, sondern mit anderen Erwachsenen. Geeignet sind Menschen, denen Sie vertrauen. Erzählen Sie ihnen etwas von Ihrem Gefühlsleben. Trauen Sie sich in kleinen Schritten – und steigern Sie das langsam. Dabei werden Sie sicherer werden und dann auch bereit sein, sich den Kindern zuzumuten. Es lohnt sich für die Kinder und für Sie.