Mutter-Sohn-Beziehung als Machtkampf

Ich habe einen achtjährigen Jungen begleitet, der sich in einem ständigen Machtkampf mit seiner Mutter befindet. Der Sohn provoziert oder macht etwas, was die Mutter als Provokation auffasst. Sie schimpft, wirft mit Kommandos um sich, der Kampf entbrennt.

Die Mutter leidet unter einer Bindungsstörung. Sie ist mit ihrem Muttersein überfordert, denn sie ist nicht in der Lage, eine vertrauensvolle und verlässliche Bindung zu ihrem Sohn herzustellen und zu leben. Sie wurde von ihren Eltern verlassen und hat mehrere Trennungen hinter sich. Mit ihrer Mutterrolle ist sie überfordert. Sie braucht dringend therapeutische Hilfe.

Der Sohn entwickelt nun auch eine Bindungsstörung. Wie soll es auch anders sein mit diesen Erfahrungen? Er kann der Mutter nicht vertrauensvoll begegnen. Er ist in der Begegnung mit der Mutter und dem Wechselspiel überfordert. Gleichzeitig fühlt er sich schuldig, dass er „falsch“ ist und nicht „genügt“, weil die Mutter immer so verzweifelt ist. Der Sohn braucht eine verlässliche Spielbeziehung mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten, möglichst mit einer weiblichen Person, damit er mit ihr Beziehungen lernen und Bindungen entwickeln kann.