Trauma-Erste Hilfe und das Alleinsein danach

„Ich bin Lehrer in einer Brennpunktschule. Kürzlich wurde ein Schüler von anderen so verletzt, dass ich befürchtete, er hätte ein Trauma erlitten. Was soll man in solchen Situationen tun?“

Das Wichtigste ist, sich um das betreffende Kind zu kümmern und es nicht allein zu lassen. Viele Opfer von traumatisierender Gewalt fühlten sich noch Jahre und Jahrzehnte danach von anderen allein gelassen. Nicht, dass da niemand war, sondern dass sich niemand gekümmert hat, getröstet hat, gesorgt hat. Wenn das Kind Abstand braucht, ist das okay, aber bleiben Sie in der Nähe und sagen Sie, dass Sie jederzeit für das Kind da sind. Es reicht, sich neben das Kind zu setzen. Manche brauchen Berührungen und Trost, indem sie umarmt werden oder ihre Hand gehalten wird. Andere versuchen ihre Würde zu wahren, indem sie sich darum bemühen, „allein“ mit dem Erlittenen fertig zu werden. Doch wie auch immer das Kind damit umgeht, bleiben Sie in der Nähe, bieten Sie Unterstützung an, bleiben Sie in Verbindung. Das Kind darf nicht allein bleiben!

Zweitens ist es wichtig, dass das Opfer von den Tätern getrennt wird. Jeder Täterkontakt macht das traumatische Geschehen wieder lebendig. Das muss zumindest für die unmittelbare Zeit danach gelten. Wie dies über längeren Zeitraum gehen kann, durch Schulwechsel, Klassenwechsel oder anderes, müssen und werden Sie herausfinden.

Und drittens ist es notwendig, dass in jeder Schule am Schwarzen Brett nicht nur die Notfallnummer für die Feuerwehr und die Polizei hängt, sondern auch für eine psychologische Unterstützung, für eine professionelle Hilfestellung für Opfer traumatisierender Gewalt. Dort muss angerufen und Hilfe geholt werden. Ob diese Hilfe in den ersten Stunden und Tagen nach dem Geschehen erfolgt oder nicht, entscheidet danach, ob die traumatische Wunde heilen kann oder nicht.