Quellen der Aggressivität: Veränderung

Auf die vielen Fragen von Eltern und anderen Erziehern, wie sie mit Wut, Zorn und anderen aggressiven Handlungen von Kindern und Jugendlichen umgehen sollen, gibt es keine eindeutigen Antworten. Zunächst ist wichtig, den Hintergrund des aggressiven Verhaltens zu suchen und zu erkennen. Darauf werde ich in mehreren Beiträgen eingehen.

Aggressives Verhalten von Kindern und Erwachsenen kann nerven und verletzen. Doch nicht jede Aggressivität ist damit zu verdammen. Wir Menschen brauchen die Gefühle von Wut, Zorn und Ärger, weil diese Gefühle uns motivieren, etwas zu verändern. Wenn mich eine Freundin bei einer Verabredung versetzt, dann ärgert mich das und ich möchte es anders haben. Wenn ich eine Suppe koche und zu viel Salz hineingebe, oder sie anbrennen lasse, ärgere ich mich über mich und möchte das verändern. Aggressive Gefühle und Handlungen sind deswegen zunächst einmal gesund und gehören zum breiten menschlichen Spektrum der Gefühle, auch von Kindern und Jugendlichen. Es ist völlig legitim, wenn Kinder und Jugendliche sich ärgern über sich selbst oder über andere – und das zeigen und äußern. Sie brauchen dann vielleicht die Unterstützung, dass wir mit Ihnen den Ärger teilen oder ihnen zeigen, dass ihr Ärger berechtigt ist. Sie brauchen vielleicht auch Anregungen, wie sie den Veränderungsimpuls praktisch umsetzen können, dem der Ärger entspringt oder den er ausdrückt. Auch wir Erwachsene dürfen uns über Kinder und Jugendliche ärgern und dies zeigen. Wenn Ärger grundsätzlich unterdrückt und tabuisiert wird, nistet er sich ein und wird zu einem stetigen Wegbegleiter.

Ob wir dieses Gefühl und das entsprechende Verhalten als Ärger bezeichnen oder als Wut oder Zorn, ist zweitrangig. Die verschiedenen Begriffe drücken nur unterschiedliche Intensitäten und Richtungen der aggressiven Gefühle aus, meinen aber vom Kern her dasselbe.

Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem berechtigten und gesunden Ärger und denen, die wir nicht akzeptierten und um die wir uns kümmern sollten. Der Unterschied besteht darin, dass letztere uns selbst, uns Erwachsene oder andere Menschen verletzt und entwürdigt. Deswegen ist es immer wichtig, darauf zu achten, ob der Ausdruck von Aggression Leid hervorruft oder nicht. Und deswegen ist es wichtig, beim Ausdruck eigener aggressiver Gefühle möglichst konkret zu sein, auf konkrete Handlungen abzuzielen und nicht die Person des Menschen zum Zielobjekt zu machen. Das ist nicht immer leicht auseinanderzuhalten, aber wir sollten uns darum bemühen.