„Ich bin Sozialarbeiterin in einer Schule und begleite Jugendliche. Ein Mädchen bricht immer wieder die Beziehung zu mir ab. Eine Zeitlang bin ich die Beste und Größte, dann bin ich ein Stück Dreck und werde ignoriert. Dann kommt sie wieder zu mir und das Spiel geht von vorne los. Die Ablehnung hat keinen Anlass. Ich frage mich, ob ich etwas falsch mache, warum das so ist. Die Mutter des Mädchens ist Alkoholikerin, der Vater ist früh gestorben.“
Ich vermute, dass Sie nichts falsch machen und nur Geduld brauchen. Da der Vater früh gestorben ist, konnte er kein Gegengewicht zur Mutter sein und dem Mädchen Halt geben. Typisch für die meisten Alkoholiker*innen sind Schwankungen im Kontakt mit anderen. Mal treten sie einem himmelhochjauchzend entgegen, dann wieder voller Ablehnung: „Du bist die Beste.“ – „Du bist Dreck!“ So hat sich offenbar die Mutter des Mädchens diesem gegenüber verhalten, das hat sie gelernt und das bekommen Sie jetzt ab. Vielleicht hilft es, mit dem Mädchen darüber zu reden. Vielleicht brauchen Sie nur Geduld und sollten immer wieder Ihr Angebot der Beziehung und Begegnung wiederholen.
Das Mädchen konnte bei seiner Mutter nie sicher sein, dass eine „gute Phase“ anhielt. Wenn dann der Abbruch kam, dann schmerzte das. Und nun bricht sie selbst ab, um dem Schmerz, verlassen zu werden, zu entgehen.
Ich wünsche Ihnen viel Geduld und Erfolg.