„Meine vierzehnjährige Tochter und deren Freundinnen sind ‚auseinander‘. Das passiert ja in dem Alter öfters. Und das ist bestimmt auch schwer für sie. Doch ihre Reaktion ist extrem. Sie sagt, dass sie nicht mehr weiß, warum sie noch leben soll, und ist ganz verzweifelt.“
Wenn Sie ernsthaft Bedenken haben, dass Ihre Tochter sich etwas antut, dann sollten Sie sich in einer Beratungsstelle oder in einem Therapiezentrum unbedingt Hilfe suchen.
Zum Verständnis dessen, was Ihrer Tochter widerfährt: Ja, Sie haben recht, Trennungen von Freunden oder Freundinnen sind in diesem Alter oft dramatisch. Doch so verzweifelt, wie Ihre Tochter ist, scheint es noch eine zusätzliche Quelle zu geben. Ich kann natürlich nur spekulieren, da ich Ihre Tochter nicht persönlich kenne. Ich kenne aber andere junge Menschen in einem ähnlichen Alter, die die Erfahrung gemacht haben, dass sie ins Leere gegangen sind. Das betrifft die Beziehung zu anderen Menschen. Sie fühlten sich nicht gehört, nicht verstanden, nicht gesehen, nicht gehalten … zumindest nicht genug. Wenn es dann Trennungen gibt und Loslassen ansteht, wird aus einer Beziehung zwischen zwei Menschen eine Null, eine Leerstelle. Zwei minus Eins ist dann gleich Null. Eine Null zu sein, beinhaltet, die eigene Leere zu spüren und lässt an der Wertschätzung für sich und durch andere zweifeln.
Ich kann mit dieser Vermutung völlig falsch liegen. Wie gesagt, kenne ich Ihre Tochter nicht. Doch vielleicht ist dies ein Anlass, darüber nachzudenken bzw. darüber, mit ihr das Gespräch zu suchen, ob und welche Erfahrungen es geben könnte, ins Leere gegangen zu sein, es zumindest so erlebt zu haben. In jedem Fall braucht Ihre Tochter Halt und Geborgenheit. Sie braucht Menschen, die sie verstehen, die sie ernst nehmen und ihre Reaktionen nicht als „übertrieben“ abtut. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.