Eine Mutter erzählte mir: Mein Kind ist sehr ängstlich. Sie ist fünf Jahre alt und hat mittlerweile vor allem und jedem Angst. Sie will auch gar nicht mehr in die Kita gehen. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.“
Ich gab ihr zunächst einmal verschiedene Hinweise, was sie im Umgang mit der Angst für ihre Tochter tun könne. Und ich fragte nach, welche Quellen die Angstgefühle der Tochter haben könnten, z. B wann die Angst zum ersten Mal aufgetreten sei und vieles andere mehr. Dieses Gespräch war schon hilfreich. Dann fragte die Mutter mich: „Herr Baer, wann muss ich Hilfe holen?“ Ich antwortete: „Erstens holen Sie jetzt schon Hilfe, indem Sie mit mir darüber reden. Das sortiert Ihre Gedanken und entlastet Ihre Gefühle. Sie sorgen sich um Ihre Tochter, und das ist gut so. Es bekümmert Sie, dass die Tochter Angst hat. Und diesen Kummer zu teilen, ist hilfreich. Für Ihre Tochter bestimmt auch, doch jetzt, in diesem Moment, zunächst einmal für Sie. Und zweitens gibt es keine objektiven Kriterien, wann Eltern oder Erzieher*innen oder Lehrer*innen oder andere pädagogische Fachkräfte Hilfe im Sinne von therapeutischer Hilfe holen müssen. Das Leiden eines Kindes ist subjektiv. Wenn das Leiden so groß wird, wenn sich aus der Angst ein starkes Leiden ihrer Tochter entwickelt und wenn Sie als Mutter leiden, dann sollten Sie nach Hilfestellungen suchen, die andere geben können. Probieren Sie aus, worüber wir gesprochen haben. Und wenn das nicht reicht, dann suchen Sie weitere Hilfe. Es gibt nichts anderes außer dem Leiden der Menschen als Kriterium, wann therapeutische Hilfe notwendig ist.“