Ich unterhielt mich mit einem Vater, der darüber klagte, dass sein sechsjähriger Sohn nie ein „Nein“ von ihm akzeptiere. Als ich die Eltern später bei einem kleinen Fest in der Kita beobachtete, wurde mir ein Fehler klar, den der Vater im Umgang mit seinem Kind machte. Wenn er „Nein“ sagte, meinte er oft „vielleicht“ oder „eher nicht“, er blieb nicht beim „Nein“ und ließ sich immer umstimmen. Einige Male fragte er seinen Sohn, was er denn wolle. Es blieb für den Sohn aber immer unklar, was er entscheiden konnte und was nicht. Also versuchte er es immer wieder, seine Meinung „durchzudrücken“ und kam damit durch.
Nun finde ich es großartig, wenn Kinder um ihre Meinung gefragt werden. Das ist sinnvoll für die Bereiche, in denen es ein „vielleicht“ gibt: Willst du heute lieber Kartoffelpuffer essen oder Nudeln? Was wollen wir spielen? … Doch es gibt auch Bereiche, die nicht offen sind und in denen es kein „vielleicht“ gibt. Wenn ein Kind ein anderes schlägt, heißt es „Stopp!“ Wenn es ohne zu schauen über eine Straße laufen will, braucht es eine klare Ansage, dass das nicht geht. Wir wollen als Eltern, Großeltern und andere Erziehende für uns selbst und den Kindern gegenüber unterscheiden, ob wir offen sind für das, was das Kind möchte, oder nicht. Das gibt den Kindern Klarheit und verbessert die Beziehung zwischen Kindern und Erwachsenen.