Muss ich einschreiten, wenn ein Kind zwanghaft fortwährend Krieg spielt und damit gar nicht mehr aufhören kann?

Dass Kinder das, was sie beschäftigt, auch im Spiel ausleben, ist normal. Wenn sie damit nicht aufhören können, hat das Spiel ein Bedeutungsüberhang, also eine höhere Bedeutung, als durch eine Reaktion auf das aktuelle Kriegsgeschehen erklärbar ist.

Das kann Gründe haben, die mit dem Ukraine-Krieg nichts zu tun haben müssen. Vielleicht drücken sich im Kriegsspiel Konflikte aus, die das Kind erlebt, für die es aber keine Worte hat. Zum Beispiel Konflikte im Elternhaus oder zu Geschwistern oder zwischen Eltern und Großeltern, über die nicht gesprochen wird. Vielleicht ist die hohe Bedeutung des Kriegsspiels eine Reaktion auf eigene Gewalterfahrungen oder deren Beobachtung. Oft sind solche kindlichen Kriegsspiele auch Reaktionen darauf, dass das Kind vorher, eventuell schon als Säugling mit seinen Impulsen ins Leere gegangen ist, nicht gehalten, nicht getröstet, nicht gesehen und gehört wurde. Es kann auch andere Gründe geben. In jedem Fall ist es richtig, der Sorge um das Kind nachzugehen, nach Quellen des Bedeutungsüberhangs zu suchen und dabei nicht nur auf das aktuelle Kriegsgeschehen zu schauen.