Mein fünfjähriger Sohn zieht sich ständig an den Haaren. Manche fallen schon aus. Ich war beim Arzt mit ihm. Der hat aber auf der Kopfhaut und in den Haaren nichts festgestellt. Woran kann das liegen? Was kann ich tun?
Manchmal ist das häufige Haare-Raufen bei einem Kind nur eine Angewohnheit, die sich verselbständigt hat und von der es schlecht wegkommt. Doch meistens, vor allem dann, wenn das Haare raufen länger anhält, können auch andere Ursachen dahinter liegen. Auf zwei möchte ich hinweisen:
Sich an den Haaren zu ziehen, kann zumindest leichte Schmerzen hervorrufen. Wenn Kinder sich selbst Schmerzen zufügen, ist das oft ein Versuch, dass sie sich selbst besser spüren. Der Versuch ist hilflos. Eigentlich bräuchten sie etwas anderes. Sie bräuchten Möglichkeiten, ihre Gefühle mehr auszudrücken, mehr zu spielen, mehr wild oder mehr zärtlich zu sein … Was jeweils beim Spüren zu kurz kommt, hängt von dem Kind ab. Sie können nur versuchen, dies gemeinsam mit dem Kind herauszubekommen. Bieten Sie ihrem Sohn verschiedene Möglichkeiten an, und Sie werden merken, auf welche er eingeht und welche ihn nicht interessieren. Dann kann sich das Haare-Raufen von selbst verflüchtigen.
Die zweite Möglichkeit ergibt sich aus der Erfahrung, dass das sich an den Haaren zu raufen ein „Ziehen“ ist. Ziehen ist das Gegenteil von Drücken. Manchmal haben Kinder Druck. Dieser äußert sich darin, dass sie sich die Haare raufen. Oder sie vermissen es, gedrückt zu werden. Mein Motto lautet: Gegen Druck hilft Drücken! Also spielen Sie mit Ihrem Kind, raufen Sie mit ihm nicht die Haare, sondern spielen Sie Rauf-Kämpfchen zwischen sich und dem Kind. Drücken Sie es, schieben Sie es, rangeln Sie mit ihm. Ermöglichen Sie ihm Druckerfahrung. Auch hier habe ich oft mitbekommen, dass das Haare-Raufen dann von selbst nachlässt und verschwindet.