Tödliche Erkrankung eines Elternteils

Als Familienpflegerin, die nicht nur, aber auch in existentiellen Familienkrisen eingesetzt wird, frage ich mich aktuell, wie Eltern mit ihren 4,6,10 Jahre alten Kindern kommunizieren können, dass die Mutter, deren Gesundheit nach einer Tumor-OP fragil ist, die aber auch an Lungenkrebs erkrankt ist, sterben wird. Sicher können die Kinder einen Zeitraum von1,2 Jahren nicht erfassen; aber sie spüren doch, dass da etwas ist, was die Eltern traurig macht.

Das ist natürlich eine schwierige Situation, um die ich Sie nicht beneide. Mit Kinder n in den ersten beiden Lebensjahren kann man über diese Situation noch  nicht reden. Aber Sie haben recht: diese Kinder spüren den Kummer und die Trauer der Eltern, sie werden von der Atmosphäre beeinflusst. Diese Kinder brauchen besonders viel Zuwendung, Wärme, Nähe, um der belastenden Atmosphäre entgegenzuwirken.  Das hilft und lindert die Not.

Mit denen älteren Kindern sollte darüber geredet werden, dass die Mutter krank ist und dass sich alle, wie die Kinder auch, Sorgen machen. Wahrscheinlich wird das eine oder andere Kind fragen stellen wie: „Wird die Mama sterben?“  Auf solche und ähnliche Fragen gibt es keine Rezept-Antworten. Wichtig ist, die Kinder nicht zu belügen und sie ernst zu nehmen, zum Beispiel: „Wir wissen es nicht. Wir und die Ärzte tun alles dafür, dass es ihr gut geht und dass das so bleibt.“ Kinder fragen auch, was der Tod ist. Auch hier sind die Fragen ernst zu nehmen, auch wenn es nicht die einzig-richtige Antwort gibt. Wenn die Familie gläubig ist, sind andere Antworten möglich, als wenn das nicht der Fall ist. Was die Kinder verstehen, hängt auch von ihrem Alter und ihren Erfahrungen ab. Für kleinere Kinder hilft manchmal das Bild von einem ewigen langen Schlaf. Andere haben Erfahrungen mit Tieren, die gestorben sind. Es hilft zu versuchen, an Erfahrungen und Vorstellungen der Kinder anzuknüpfen.

Am wichtigsten ist es, den Kindern die Sicherheit zu vermitteln, dass sie nicht allein bleiben und verloren gehen. „Ich bin weiterhin für dich da und x und y auch!“ Denn das ist die Angst der Kinder, ob sie sie aussprechen oder nicht. Sie können den Kindern die Sorge und die Trauer nicht ersparen. Die Situation ist traurig und Kindern sollen auch trauern dürfen. Sie sollten dabei aber  nicht allein sein, das zählt. Mit jeder Träne verlässt ein Stück des Kummers unsere Herzen.

Ich grüße Sie herzlich

Udo Baer